Zum Hauptinhalt springen

Lindlar - Korsika

Die vielleicht verrückteste Idee in meinem Leben:  

„Mit dem Fahrrad von Lindlar nach Korsika“  

Als unendlicher Korsika Fan hatte ich schon seit vielen Jahren immer mal herum gesponnen, man müsste doch mal mit dem Fahrrad nach Korsika fahren. Meine ersten Routen Ideen waren dann auch so wie wir immer mit dem Auto fahren. Von Zuhause entlang des Rheins bis Basel, dann die Gotthardroute und weiter über Mailand zum Hafen. Das habe ich aber nie bis ins kleinste Detail durchgeplant und immer wieder eher als Spinnerei verworfen. Dann in 2022 auf meiner Alpentour eine junge Frau getroffen, die mit dem Fahrrad mit Hänger von Süddeutschland ans Mittelmeer gefahren ist. Sie ist entlang der Etsch und Gardasee und weiter durch die Toskana gefahren. Das war dann der Auslöser für meine erste ganz konkrete Planung einer Tour nach Korsika. Entlang des Rheins zum Bodensee, dann Arlberg und Rechenpass, weiter an der Etsch, vorbei am Gardasee bis nach Livorno. Wahrscheinlich landschaftlich auch eine sehr interessante Strecke. Aber wie es dann so ist, auch für die Tour konnte ich mich nicht so richtig entscheiden. Die Idee und Wunsch mit dem Rad nach Korsika wurde abermals mehr oder weniger verworfen. Im Winter dann noch mal überlegt was ich denn für eine alternative Tour fahren kann. Vielleicht der Rhein. Damit habe ich mich dann auch näher beschäftigt und geschaut wo die Quellen sind. Als ich dann bei der konkreteren Planung feststellte, dass zwischen Hinterrhein und dem Comer See nur ein einziger Pass liegt, kam mir auch wieder meine Korsika Idee in den Kopf. Diese habe ich dann auch über die Rheinroute bis Splügen, dann über den Splügenpass zum Comer See und weiter über Mailand nach Genua im Detail durchgeplant. Ja, und das sollte jetzt auch endlich mal umgesetzt werden.

Also ging es dann Pfingstmontag 2023 endlich los auf den Weg nach Korsika.    


1. Tag: Lindlar bis Boppard.
 134 km  520 hm  

Bis Bonn kannte ich die Strecke recht gut. Danach viel Radweg entlang des Rhein. Im weiteren Verlauf aber viel an der Straße entlang geführt, da das Tal so eng ist. Bestens durchgekommen mit viel Rückenwind. Wetter auch sehr gut.  


2. Tag: Boppard bis Biebesheim.
125 km  440 hm  

Die Strecke war sehr unterschiedlich. Teils Straße, teils schöne Radwege. CP wieder ein Verein und daher etwas unflexibel. Konnte aber nach warten unter kommen. Wetter bestens, Morgens mit 8 Grad ziemlich kalt. Aber schon früh auf komplett kurz umgestellt da nachher bis 30 Grad.  


3. Tag: Biebesheim bis Münchhausen (F).
144 km  490 hm  

Hatte die Wahl zwischen kurzer Tour oder sehr langer. Da die Strecke überwiegend Richtung Süden geht, und der Wind NO war sollte es gut gehen. Aber dann doch immer wieder etwas Gegenwind. Dann am ersten geplanten Etappenziel für die lange Variante entschieden. Durch Ludwigshafen eine Katastrophe. Andere Teilstücke auch viel durch nervige Orte. Aber auch sehr viele schöne Stücke dabei. CP in Münchhausen typisch französisch aber ok. Wetter wieder fantastisch.  


4. Tag: Münchhausen (F) bis Schönau (F).    
121 km  450 hm  

Der französische Teil bis Straßburg war sehr unterschiedlich. Viele Radwege und diese meist sehr gut. Vor allem sehr gut markiert, auch in den Dörfern. Straßburg war dagegen eine Katastrophe. Dann der deutsche Teil von Kehl bis zur Fähre nach Rheinau. Landschaftlich schön fast immer am Wasser entlang. Aber überwiegend staubige Schotterpiste. Das Fahrrad und ich sahen entsprechend aus. Ab Rheinau dann fast nur Straße. Der CP am See schön gelegen, aber Sanitär halt französisch… Ich hatte mich im Süden Deutschlands mehr für die französische Rheinseite entschieden, da es hier mehr Campingmöglichkeiten gab.  


5. Tag: Schönau (F) bis Kaiseraugst (CH).    
107 km  460 hm  

Der Rest des französischen Teils fast nur Straße und langweilig. Der große deutsche Teil sehr schöne Strecke als geschotterter Radweg. Die Oberfläche nervt zwar, unter anderem wegen des sehr starken Staubs, aber die Strecke war schön. Das Stück durch Basel war überraschend angenehm für eine große Stadt. Das Wetter war wieder super. Nicht ganz so heiß wie gestern. Kurz vor der Rheinüberquerung noch in einen Motorradladen. Die haben mir die Kette und Ritzel mit Pressluft von dem ganzen anhaftenden Staub gereinigt. Jetzt suche ich noch einen Lappen um nach dem ölen die Kette trocken zu reiben. Das war nach gefühlten 200 km Staub und Schotterpiste notwendig. Das Fahrrad und vor allem Kette, Ritzel und Schaltwerk waren so dermaßen mit dem Staub voll, dass einem beim treten die Geräusche Tränen in die Augen drücken.  


6. Tag: Kaiseraugst (CH) bis Schaffhausen (CH).    
99 km  730 hm

Wetter wieder sehr sonnig und warm. Die Strecke wieder sehr unterschiedlich mit Straße und Radweg. Mehrfacher Grenzwechsel zwischen CH und D von denen man außer den Grenzschildern nichts gemerkt hat. Lediglich die Radmarkierungen auf den Straßen waren in der CH besser als in D. Kurz vor Schaffhausen dann der kleine Abstecher zum Rheinfall. Das erste richtige Highlight auf der Tour. Soll jetzt nicht heißen dass der Rest nichts war, aber der Rheinfall ist schon was besonderes. Am CP in Schaffhausen ziehen abends Wolken auf.  


7. Tag: Schaffhausen (CH) bis Kriessern (CH).    
113 km  480 hm  

Laut zwei Wetterprognosen heute trocken. Aber beim Frühstück schon die ersten Tropfen. Musste dann während der Fahrt sehr schnell die komplette Regenmontur anziehen. Der Spuk war aber nach gefühlt einer halben Stunde vorbei. Dann trocken bis nach Kriessern. Sehr schöne Strecke. Fast nur Radwege und die gut ausgezeichnet. Bisher die besten. Vom CP einen schönen Blick auf die mit noch Schnee bedeckten Berge. Aber da hängen auch viele Wolken. Mal gespannt wie es morgen wird.  


8. Tag: Kriessern (CH) bis Zillis (CH).    
106 km  890 hm  

Morgens Wechsel zwischen kalt und warm. Oberteil mehrfach gewechselt. Ab Mittag dann sehr drückend und mit 30-33 Grad ziemlich warm. Sehr viel bester Radweg, auch ein Stück durch Liechtenstein. Zum Schluss noch durch die Viamala Schlucht über die ganz alte für den Verkehr gesperrte Straße hoch zum CP bei Zillis.

Der Einstieg auf die alte Straße war nicht einfach zu finden und auch nicht ausgeschildert. Das letzte Stück der alten Straße war dann noch mal eine Herausforderung. Am Ende der knapp 100 km Etappe ging mir dann bei der heftigen Steigung doch etwas die Puste aus. Aber die ganz alte Straße ist auf jeden Fall lohnenswert, auch wenn durch Steinschlag sehr oft Gestein auf der Straße lag. Ist aber durchgehend asphaltiert, wenn auch mit vielen schlechten Stücken. Dafür aber fantastische Blicke in die Tiefen der der Schlucht auf den Rhein.  


9. Tag: Zillis (CH) bis Comer See (I).    
88 km  1.370 hm  

Die letzte Nacht und der Morgen waren sehr kalt. Mit langer Hose und Langarmshirt geschlafen. Aber Wetter morgens zum Pass hoch und weiter zum See sehr gut. Den  Pass auf italienischer Seite runter mit Mütze, Halstuch und Windjacke. Unten dann das letzte Stück zum See sehr warm. 

Bis Splügen noch sehr schöne Eindrücke von der Viamala Schlucht. Die Schweizer Seite des Splügenpass schön und gleichmäßig ansteigend. Die Abfahrt nach Süden mit 51 Kehren ist genial. Teilweise ist das Gelände so steil, dass die Kehren fast senkrecht übereinander liegen. Aber zwischendurch immer wieder durch kleinere Dörfer unterbrochen. Sehr schön. Aber ich würde die Überfahrt nur in Südrichtung machen, nicht von Italien zur Schweiz. Am Comer See etwas Probleme mit den CP's. Die ersten zwei haben mich abgewiesen, entweder nur Dauercamper oder min. 3 Nächte. Der 3. CP hat auch nur Dauercamper, hatten dann aber "Mitleid" mit mir und haben mich aufgenommen.  


10. Tag: Comer See (I) bis Mailand (I).    
106 km  740 hm  

Das Stück entlang des Comer See hätte schön sein können. Immer wieder tolle Ausblicke zum und übers Wasser. Aber das ganze Stück nur sehr enge und verkehrsreiche Straße mit Kanten, Löchern und Buckeln. Der Blick war demnach mehr auf die Straße und den Verkehr gerichtet als zum Seepanorama.  Die Weiterfahrt nach Mailand genauso viel schlechte Straße die man mit dem regen Verkehr teilen musste. Heute die Etappe war eher nur zum weiterkommen da. Schön war sie nicht. Der CP in Mailand eher ein parzellierter Wohnmobilstellplatz mit vielen Bäumen und Schatten. Sanitär aber bestens.  


11. Tag: Mailand (I) bis Garbagna (I).    
93 km  630 hm  

Ohne viele Worte. Zwischen Mailand und Pavia gab es ein paar längere Stücke guter Radweg entlang eines Kanals und weiter Südlich noch mal eine alte Bahntrasse. Der Rest war Straße mit teilweise sehr viel Verkehr. Glich dann eher einem Überlebenstraining als einer Radtour. Gegen Ende der Etappe wurde dann der Verkehr weniger. Aber die Straßen immer wieder geflickt mit Löchern, Buckeln und Kanten. Das Wetter ist trocken geblieben, aber trotz Start gegen 6:30 Uhr wurde es schnell sehr warm und drückend. Der CP in Garbagna sehr einfach, aber alles was man braucht. Sehr nette Camping Leute.  


12. Tag: Garbagna (I) bis Genua (I).    
68 km  1.000 hm  

Heute wegen der anstehenden drei Pässe über den Apennin und die gefürchteten hohen Temperaturen schon um kurz vor 6 losgefahren. Das hat sich auch gelohnt. Denn die letzten Steigungen waren schon ziemlich steil und es wurde da schon sehr warm. Aber von der Etappe heute war ich positiv überrascht. Komoot hat es geschafft so viele hundsverlassene Nebenstraßen zu finden, vor allem an den Steigungen. Ich war bis kurz vor Genua großteils alleine auf der Piste. Das war auch gut so, denn an den Steilstücken der Pässe kommt man mit viel Gepäck immer etwas ans "eiern". Und wenn dann die Straßen schlecht sind und man ununterbrochen von viel zu dichten Autos überholt wird, wird's gefährlich. Der Verkehr ging dann erst richtig los vor und in Genua. Dafür dann aber um so chaotischer. Typisch italienisch, vor allem in der Stadt selbst. Das war dann wieder Überlebenstraining. Die meisten Straßen natürlich wieder in einem ziemlich miserablen Zustand. Aber die Etappe heute würde ich in Summe eher als sehr schön bezeichnen. Vor allem dann das tolle Erlebnis unmittelbar hinter der letzten Passhöhe ca. 20 km vor Genua der erste Blick auf das Meer. Das Ziel nun greifbar nahe. In Genua dann vom Hafen noch mal kurz zum Bahnhof, um hiervon schon mal einen Eindruck für die Heimfahrt zu bekommen. Dann das übliche lange warten auf die Fähre. Das beeindruckendste am Tag war jedoch die Auffahrt auf die Fähre. Auch wenn ich schon über 60 mal auf die Fähre gefahren bin, so war die heutige Auffahrt mit dem Rad etwas ganz besonders.   Nachts Überfahrt nach Korsika, Bastia.  


13. Tag: Bastia (F) bis Camping San Damiano (F).  
12 km  90 hm  

Guten Morgen schönes Korsika. So oft schon hier im Hafen angekommen. Aber heute morgen, mit dem Rad die Fähre zu verlassen und auf Korsika anzukommen, war schon unbeschreiblich, ich kann das Gefühl einfach nicht beschreiben... 🥰 Dann noch die rund 12 km bis zum CP San Damiano, bekannte Gegend, teils aber etwas neue Strecke, und das seit vielen Jahren gesponnene Ziel war erreicht: "Einmal mit dem Fahrrad bis nach Korsika". Den Tag auf dem CP mit Tiemo verbracht und natürlich auch eine Runde im Meer geschwommen. Nachmittags dann leider teilweise Regen.  


14. Tag: Bastia (F) bis Genua (I).   Morgens alles gepackt, Zelt durch den Regen und Sandboden ziemlich dreckig. Dann nach Bastia zum Hafen und auf die Fähre zu einer wie immer sehr langen und langweiligen Überfahrt. In Genua ging es sehr gut zum Hostel "Ostello Bello Genova" . Hier sehr gut aufgenommen. Die jungen Leute waren sehr nett und  sprachen alle Englisch und hatten sich viele Mühe gegeben mit mir und meinem Schrottenglisch geduldig umzugehen. Sehr zu empfehlen. Auch wenn ich mir da mal wieder als "Quoten Grufti" vorkam. Das Fahrrad konnte ich im geschützten Innenhof abstellen.  


15. Tag: Heimreise. Das war eine meiner größten Sorgen. Morgens zum Bahnhof ziemlich nass geworden, obwohl das Hostel nur wenige Minuten vom Bahnhof entfernt. Den ersten Zug nach Mailand habe ich dann auch gut bekommen. Auch wenn ich am falschen Ende stand. Aber es war genug Aufenthalt. Ab Mailand ging es dann Häppchenweise weiter. Da teilweise Fernverkehr, teilweise Nahverkehr und Grenzüberschreitungen dabei waren, konnte ich nicht durch buchen. Ich musste immer wieder kleine Stücke heraussuchen so wie es gerade passt und dann buchen. Hinzu kommt noch die unterschiedliche Buchungslogik in den drei Ländern, Grenzüberschreitend kann gar nicht gebucht werden, und in der Schweiz kann die Umstiegszeit nicht angepasst werden. Das ganze führt dann zu etlichen Buchungen. Nebenbei sind natürlich gerade bei knappen Umstiegszeiten die Gleiswechsel an fremden Bahnhöfen mit dem Fahrrad eine Herausforderung. Gibt es Aufzüge (wo auch das Rad herein passt)? Wo sind diese? Wo hält der Fahrradwagen? ...   Im Einzelnen: 

1. Personenticket Genua Mailand inkl. Fahrradticket mit Reservierung.

2. Personenticket Mailand Chiasso Regio

3. Fahrradtageskarte Regio Italien

4. Personenticket Chiasso Lugano Regio

5. Fahrradtageskarte Regio Schweiz

6. Personenticket Lugano Zürich

7. Fahrradreservierung Lugano Zürich (Hier wird zusätzlich eine Fahrradtageskarte benötigt die ich aber schon habe, wären also normal 3 Buchungen gewesen)

8. Personenticket Zürich Basel HBF Regio. Fahrrad Ticket ja schon vorhanden.

9. Mit Fahrrad von Basel HBF nach Basel Bad

10. Dann eine DB Buchung von Basel Bad nach Karlsruhe, weiter nach Köln und nach Engelskirchen. Das ganze inkl. Fahrradkarte und Reservierung für die Stellplätze in den beiden ICE. 

Gefühlt kenne ich jetzt die Bahnsysteme der drei Länder… Aber die Heimreise mit den Zügen hat dann in Summe wesentlich besser funktioniert als je erwartet.

 Ich bin überglücklich, dass ich die seit vielen Jahren gesponnene Tour, „mit dem Fahrrad nach Korsika“, endlich umgesetzt habe und dass alles so gut funktioniert hat. Auch wenn es vielleicht eine wahnwitzige Idee war. Auch das Wetter hat bei den 1.315 km mit insgesamt 8.290 Höhenmetern perfekt gepasst. Keine Panne, weder mit Fahrrad, Zelt oder anderer Ausrüstung, auf allen Etappenzielen auf den CP’s untergekommen, die Überfahrt und vor allem die ziemlich gestückelte Heimreise mit dem Zug hat auch sehr gut funktioniert. Die Tour würde ich aber so trotzdem nicht noch einmal fahren. Denn gerade in Italien gab es doch einige Etappenstücke die man nicht braucht und alles andere als schön waren.  

Falls du Interesse an der genauen Route und den einzelner Teilstücken hast, kannst du dir diese in meinem Komoot gerne ansehen oder ggf. herunter laden.  In Komoot am besten auf „LiKo“ Filtern. Dann hast du alle Teilstücke. Da mein Komoot mehrfach abgestürzt ist, sind einige Tagesetappen als Teil 1 / 2 abgespeichert. 

Hinweis: Mit dem Klick auf den Link, öffnet sich ein neuer Tab auf Komoot, ihr verlasst unsere Homepage.

https://www.komoot.de/user/916555212114/tours


Falls dir die Tour gefällt oder Fragen dazu hast, kannst du dich gerne bei mir melden.
Mail: u l r i c h (at) m u e l l e r – l i n d l a r . d e 

Bilder

Der 1. Blick auf den Rhein
Schwanen Familie
Alter Viamala Weg

Comer See
Warten auf Einschiffung
In Frankreich angekommen
Rheinfall
Splügenpass

Der Po
Ziel: Korsika, Strand von San Damiano
Meine Wohnung
Alter Viamala Weg
Splügenpass

Erster Blick zum Mittelmeer